Die genaue Diagnose, der schnelle Eingriff, die gelungene OP, die kaum Narben hinterlässt: Ohne Zweifel, das Werk guter Ärzte. Doch hinter ihnen stecken Handwerker, die präzise Messgeräte oder feinste chirurgische Instrumente entwickeln und produzieren. Damit leisten sie einen Beitrag an unsere erstklassige medizinische Vorsorge.
MedTech, kurz für Medizinaltechnik, gehört zu den erfolgreichsten Branchen der Schweiz. Rund 1400 Unternehmen fertigen in fast 30 Fachgebieten innovative Produkte – von der weltweit kleinsten Gewindeschraube in Hörgeräten bis zum lebensrettenden Herzkatheter. Die Medizintechnik in der Schweiz ist eine Wachstumsbranche: Der Umsatz der Branche ist in den letzten zwei Jahren um 6 Prozent auf 23,4 Milliarden Franken gestiegen. MedTech-Unternehmen schaffen im Vergleich zu anderen Industriezweigen überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze. Die Firmenlandschaft ist geprägt von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die rund 95 Prozent der MedTech Unternehmen in der Schweiz ausmachen. Diese Zahlen entsprechen auch der Bedeutung der Branche in Schaffhausen, erklärt Adrian Stettler von der Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen.
Zu den Stärken der lokalen MedTech-Branche gehört die Vielseitigkeit der Unternehmen: Es gibt hier Lieferanten, Entwickler, Zulieferer, Produzenten oder internationale Hauptsitze. «Wir haben über alle Stufen der Wertschöpfungskette hinweg sehr spannende Unternehmen in Schaffhausen», erklärt Stettler. «Unsere Firmen sind zudem international sehr gut positioniert. Sie sind mit ihren Präzisionsteilen teilweise weltweit führend oder sind wichtige Technologie- und Entwicklungspartner für weltweit agierende Konzerne. Ihre Innovationskraft ist am Standort spürbar – schon lange, wie der Blick in die Geschichte zeigt.
Umsatz für die Forschung und Entwicklung
Verschiedene Medizinprodukte
Exportüberschuss
Die Wurzeln der Medizintechnik reichen über 400 Jahre zurück, als Chirurgen gemeinsam mit Messerschmieden begannen, präzise Werkzeuge für chirurgische Eingriffe zu entwickeln. Im Kanton Schaffhausen war wohl der junge Handwerker Heinrich Theophil Bäschlin mit seinem Filzgewerbe einer der Medizinaltechnikpioniere. Von Viktor von Bruns, einem Professor für Chirurgie, lernte er ein Verfahren zum Entfetten von Baumwolle kennen. Daraus entwickelte er das saugfähigste Verbandsmaterial seiner Zeit. Armeen, Spitäler und Ambulanzen überhäuften ihn mit Aufträgen. Inspiriert von seinem Erfolg gründet er im Jahr 1871 in Schaffhausen mit der IVF Hartmann die erste Verbandstofffabrik der Welt – und legte damit den Grundstein für die Medizintechnik in der Region.
Diese enge Verbindung zwischen Handwerk und Medizin besteht bis heute fort. Das zeigt das Beispiel von CTI Vascular aus Neuhausen am Rheinfall eindrücklich. Kreative Tüftler, engagierte Ingenieure und visionäre Unternehmer arbeiten Hand in Hand, um das Wissen aus Ingenieurwesen, Feinmechanik oder Kunststoffverarbeitung zu vereinen und daraus neue Technologien für unsere Gesundheit zu schaffen.
Die Uhrenindustrie, mit ihrem Streben nach höchster Präzision und akribischer Sauberkeit, hat massgeblich zur Entwicklung der Medizintechnik beigetragen. Im 19. Jahrhundert formte diese Kombination eine Branche, die durch engagiertes Unternehmertum einen wichtigen Teil zum wirtschaftlichen Aufschwung des Landes beisteuerte. Heute prägen die Digitalisierung und der verstärkte Einsatz von künstlicher Intelligenz die Entwicklung, wie das Beispiel Salomo aus Stein am Rhein zeigt. Damit die Medizinaltechnik in Schaffhausen ihre Position weiter ausbauen kann, begleitet die Wirtschaftsförderung Ausbauprojekte, unterstützt die Vernetzung und organisiert zum Beispiel an der Swiss-Medtech-Messe Luzern einen Gemeinschaftsstand für die Schaffhauser Unternehmen. Dieser zeigt eindrücklich die geballte Medizinaltechnikkompetenz der Region. Die hohe Kompetenzdichte führt auch zu einem hohen Ausbildungsniveau und einem starken Wissenstransfer zwischen den Unternehmen. Als Grundlage für weitere Pioniertaten.
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