Zum zweiten Mal seit 2015 unterstützt die Regional- und Standortentwicklung Kanton Schaffhausen RSE ein Projekt im Bereich der medizinischen Grundversorgung: Im Sommer 2025 soll die Machbarkeitsstudie für ein Gesundheitsnetz Klettgau-Nord vorliegen.
«Die Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung auf dem Land ist herausfordernd. Hausarztpraxen sind auf Monate hinaus ausgebucht, nehmen keine neuen Patienten mehr auf oder praktizierende Allgemeinmediziner und -medizinerinnen finden keine Nachfolge. Neue integrative Versorgungsmodelle fürs Land sind gefragt, um eine hohe Lebensqualität sicherzustellen und einen Landwunsch statt eine Landflucht zu erzeugen», lesen wir im Beschrieb des Projekts «Dezentrale Grundversorgung», welches der Regierungsrat im März 2023 als eines von total 21 Fokusprojekten der Entwicklungsstrategie 2030 definiert hat. Das erklärte Ziel: «Im Kanton Schaffhausen findet die Landbevölkerung ein breites und individuell zugängliches Angebot der medizinischen Grundversorgung, welches sich optimal in ein kantonales Gesamtkonzept einfügt. Die Anstrengungen des Vereins docSH zeigen Wirkungen.»
Der Verein docSH, entstanden aus dem RSE-Projekt «Hausärzteversorgung Kanton Schaffhausen», hat auf den sich abzeichnenden Hausärztemangel aufmerksam gemacht und das Problem punktuell entschärft, zum Beispiel durch Hausarzt Mentoringprogramme, vom Kanton finanzierte Praxisassistenzen und gezielte Marketingmassnahmen. «Aber wir können keine Wunder bewirken. Der Markt an neuen Hausärzten ist begrenzt und die Rahmenbedingungen im Kanton Schaffhausen – periphere Lage, tiefer Taxpunktwert – sind nicht optimal», stellt Arie Späth, Geschäftsführer von docSH, pragmatisch fest. «Selbstverständlich versuchen wir weiterhin, so viele Hausärzte wie möglich in die Region zu holen. Gleichzeitig überlegen wir uns, wie wir die medizinische Grundversorgung mit anderen Mitteln stärken können, zum Beispiel durch die konsequente Vernetzung aller Akteure im Gesundheits und Sozialbereich sowie den Einsatz von nichtärztlichen Fachpersonen mit zusätzlichen Qualifikationen.»
Das Haus der Medizin in Neunkirch ist ein gutes Beispiel eines solchen Netzwerks, da dort neben Hausärzten auch Physio-, Ergo- und Psychotherapie sowie eine Ernährungsberatung angesiedelt sind. «Der Beringer Gemeindepräsident Roger Paillard ist nun mit der Idee eines Gesundheitszentrums an uns getreten, das noch einen Schritt weitergehen möchte», führt der docSH-Geschäftsführer aus, «denn darüber hinaus soll ein Gesundheitsnetz Klettgau Nord entstehen.» Das Zentrum soll die ganze Breite an ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Leistungen umfassen, daneben aber auch sozialen und gemeinschaftlichen Angeboten wie Sozialberatung oder Kindertagesstätten Platz bieten. «Die ersten Reaktionen sind vielversprechend», so Arie Späth. Und Leandro Robustelli, Leiter der RSE-Geschäftsstelle, ergänzt: «Diese gemeindeübergreifende Machbarkeitsstudie, die durch RSE gefördert wird, soll nun aufzeigen, was für Beringen und sein Einzugsgebiet wirklich sinnvoll ist.
Unabhängig vom Beringer Projekt versucht docSH, Doppelspurigkeiten im Gesundheitswesen zu reduzieren und Synergieeffekte zu erzielen. Nicht zuletzt durch den Dialog zwischen Akteuren, die sich bislang eher als Konkurrenten angesehen haben, zum Beispiel Ärzte und Apotheker. Arie Späth: «Das ist für einige gewöhnungsbedürftig, aber wir kommen Schritt für Schritt voran, weil letztlich alle das gleiche Ziel haben: die bestmögliche Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung.»