Wirtschaftskrise, negative Stimmung, fehlende Perspektiven: Der Kanton Schaffhausen steckte in den 1990er Jahren in einer Negativspirale mit hoher Arbeitslosigkeit, Abwanderung und sinkenden Steuereinnahmen. Dank einer aktiven Standortpolitik nahm die Geschichte einen anderen Lauf. Heute blickt Schaffhausen auf eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte.
Der Strukturwandel der 1990er Jahre traf den Kanton Schaffhausen hart: Innert weniger Jahre veränderte sich die Unternehmenslandschaft drastisch. Die Steuereinnahmen brachen ein. Elf Prozent aller Arbeitsplätze gingen verloren – mehr als in allen anderen Kantonen. Wer konnte, zog weg. Um das Steuer herumzureissen, lancierten die Wirtschaftsverbände unterstützt durch die Politik das Projekt WERS – Wirtschaftsentwicklung Region Schaffhausen. 150 Forderungen dienten 1997 als Grundlage für wegweisende Entscheidungen in der Schaffhauser Politik. WERS war der Beginn einer aktiven und nachhaltigen Standortpolitik des Kantons für einen erfolgreichen Wirtschafts- und Lebensraum und für die Einführung der Wirtschaftsförderungsstelle. «Wir können heute auf 25 Jahre aktive Standortentwicklung des Kantons und 25 Jahre Wirtschaftsförderung zurückblicken – auf eine Erfolgsgeschichte für die ganze Region», erklärte Regierungsrat Dino Tamagni zu Beginn der Jahresmedienkonferenz der Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen, die für einmal weiter zurückblickte als nur auf das Vorjahr.
Der Auftrag an die Wirtschaftsförderung ist klar und gilt unverändert: Den Wirtschaftsstandort Schaffhausen bekannt machen, neue Firmen ansiedeln und ansässige Unternehmen bei der Erhaltung von Arbeitsplätzen unterstützen. Neben der Impulssetzung zur stetigen Verbesserung der Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons ist die Wirtschaftsförderung die zentrale Anlauf- und Informationsstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Bereits 1998 konnte die Wirtschaftsförderung die ersten Unternehmen bei der Gründung in Schaffhausen begleiten. Seither hat die Wirtschaftsförderung durchschnittlich 23 Unternehmen pro Jahr bei der Ansiedlung unterstützt. Diese Unternehmen haben rund 2790 Arbeitsplätze geschaffen und sind heute Teil der dynamischen Wirtschaft des Kantons.
Damit sich neue Firmen für die Region entscheiden und neue Menschen in die Region ziehen, sind die persönliche Betreuung und unternehmensfreundliche Rahmenbedingungen ausschlaggebend für den Erfolg. Im Rahmen der aktiven Standortpolitik wurde das «Produkt Schaffhausen» schrittweise verbessert und die Attraktivierung des Standorts mit Hilfe der Wirtschaftsförderung vorangetrieben. Zu den neu geschaffenen Angeboten gehören unter anderem die Internationale Schule ISSH, dass ITS Industrie- und Technozentrum Schaffhausen zur Innovations- und Technologieförderung bei KMU, das go-tec! Labor für zukünftigen MINT-Fachkräfte, der Halbstundentakt nach Zürich, die Regio-S-Bahn-Verbindung zwischen Trasadingen und Thayngen, die Arealentwicklung beim Bahnhof Schaffhausen oder die Öffnung des SIG-Areals in Neuhausen am Rheinfall, kombiniert mit Wohnbautätigkeit um den Industrieplatz – um nur einige Beispiele zu nennen. Zentral für den Attraktivitätsgewinn des Kantons Schaffhausen waren weiter die schrittweisen Senkungen der Steuern für natürliche Personen und Firmen. Heute zieht der Kanton nicht nur Unternehmen, sondern auch Menschen an, bilanzierte Wirtschaftsförderer Christoph Schärrer in seinem Rückblick.
Im Jahr 2023 beantwortete die Wirtschaftsförderung im Rahmen der Ansiedlungstätigkeit über 150 Anfragen und organisierte für ansiedlungsinteressierte Unternehmen 30 individuelle Besichtigungsprogramme im Kanton. Daraus entstanden im letzten Jahr 21 Neugründungen. Zum Auftrag der Wirtschaftsförderung gehört auch die Betreuung von ansässigen Unternehmen. In über 200 Firmengesprächen wurden Unternehmen bei Ausbauprojekten, der Immobilien- oder Landsuche sowie der Vermittlung von Technologiepartnern begleitet. Weiter organisierte die Wirtschaftsförderung die 13. Tischmesse für Schaffhauser KMU und Gewerbetreibende. «Es geht an der Tischmesse nicht um Besucherzahlen, sondern um Geschäftskontakte – um neue Aufträge von Schaffhauser Unternehmen, für Schaffhauser Unternehmen. Die Messe ist fester Bestandteil der Wirtschaftsförderungstätigkeit und wird 2025 wieder stattfinden», erklärte Schärrer. Aus drei Informationsveranstaltungen für Gründerinnen und Gründern und 50 individuellen Erstberatungen konnten 10 erfolgsversprechende Gründungsvorhaben an lokale Treuhänder zur weiteren Betreuung übergeben werden.
Mit «Schaffhausen – area for makers» setzt die Wirtschaftsförderung auf einen neuen Aussenauftritt für den Wirtschaftsstandort und die Wohnregion Schaffhausen. Er drückt aus, wofür Schaffhausen steht: Pioniergeist und «Macher-Mentalität». Diese Eigenschaften sind eng mit der Geschichte des Wirtschaftsstandortes verbunden und sprechen mit den intensivierten Wohnortmarketingaktivitäten insbesondere junge Familien und Arbeitskräfte an.
Oberstes Ziel des Regierungsrates bleibt auch 2024 die weitere Stärkung von Schaffhausen als Lebens- und Wirtschaftsstandort. Mit der Entwicklungsstrategie «next.» hat der Kanton Schaffhausen die Grundlagen für die Fortschreibung der Erfolgsgeschichte gelegt. Denn wie damals wird die zukünftige Entwicklung das Ergebnis gezielter Massnahmen und gemeinsamer Anstrengungen.