Aufbruchstimmung
Wer bei Aromat, Bouillon, Stocki oder Bratensauce ins Schwärmen gerät, kennt die unbestrittenen Klassiker aus dem Hause Knorr. Diese und 170 weitere Produkte entstehen in der traditionsreichen Knorr-Fabrik in Thayngen – einem Standort, der über ein Jahrhundert Food-Tradition in sich trägt. Jetzt öffnet Unilever sein Fabrikareal. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung entsteht ein lebendiger Food Hub, der Innovationen und Geschäftsmöglichkeiten innerhalb der Lebensmittelbranche fördert und gleichgesinnte Unternehmen zum Mitkochen, Kreieren und Produzieren einlädt.
«Mit dem «Knorri Park» erschaffen wir einen Food Hub, an dem sich Unternehmen gegenseitig inspirieren können», erklärt Jennifer Solf, Business Development Managerin bei Unilever, und löst damit gleich zwei Herausforderungen mit einer Idee: «Grosse Produktionsflächen, Büroräume, Kühllager und Demoküchen sind vielfach ungenutzt. Indem wir freie Flächen füllen und Energieinfrastruktur sowie Ressourcen teilen, können wir den Standort weiter stärken sowie zukunftsfähig entwickeln und beleben.»
Innovationsinfrastruktur für Food Aficionados bis Tellermacher
Unilever freut sich auf inspirierende Nachbarn und denkt bei der Mietersuche auch über den Tellerrand hinaus: Vom internationalen Food-Tech-Unternehmen bis hin zu lokalen Manufakturen – vieles ist möglich auf dem 40000 Quadratmeter grossen Areal.

«First Mover» Gastronomics
«Die Gastronomie steht vor neuen Herausforderungen. Erfolgreiche Betriebe brauchen heute mehr als nur gutes Essen – es geht um klare Strukturen, kreative Freiräume und eine starke Unternehmenskultur. Genau hier setzen wir an», erzählt Marc Bernet, Co-Geschäftsführer von Gastronomics. Zusammen mit Theres Ulrich führt er das Unternehmen in zweiter Generation. Die Manufaktur zieht im Mai 2025 als erstes Unternehmen in den «Knorri Park» ein. Sie stellt mit sorgfältig ausgewählten Lebensmitteln hochwertige Convenience-Produkte in verschiedenen Fertigungsstufen her. Zum Angebot von Gastronomics gehört auch die Beratung zu Food & Beverage und das gemeinsame Entwickeln von Lösungen nach den Ideen der Kunden. Was auch ein Markenzeichen von Gastronomics ist: stilvolles Food Design und Bilder aus dem eigenen Fotostudio, bei denen die Lust zu essen gross ist.
Das Unternehmen stiess am Sitz in Zürich-Kloten schon seit Längerem an seine Kapazitätsgrenzen. Die Wirtschaftsförderung Schaffhausen erkannte das Potenzial und stellte den Kontakt zu Unilever her. «Am alten Standort konnten wir maximal 6000 Kilo am Tag produzieren. In Thayngen haben wir die Möglichkeit, weiterzuwachsen und Marktbedürfnisse noch besser zu verfolgen», freut sich Theres Ulrich. «In den schonend zubereiteten Produkten steckt viel Handarbeit. Unser Unternehmen vertraut auf traditionelle Koch-Methoden und ergänzende Technik in unterschiedlichen Verfahren. Hierfür können wir auf die vorhandene Infrastruktur zurückgreifen und neu auch mit dem ganzen Team unter einem Dach zusammenarbeiten», freut sich Marc Bernet. Im «Knorri Park» können Firmen Anlagen für Abluft, Eiswasser oder Starkstrom nutzen. So werden mit der vorhandenen Infrastruktur neue Impulse für innovative Produktentwicklungen in der Nahrungsmittelbranche gesetzt.

«Mit den neuen Rahmenbedingungen konnten wir auch unsere Manufaktur und den Bereich Entwicklung endlich unter einem Dach zusammenlegen.»
Unternehmen teilen Standort und Standards
Bei Unilever fahren jährlich 2000 Tonnen Aromat über die Fliessbänder. Bei Gastronomics werden die am Morgen frisch gelieferten Oreganoblätter für die Bolognese-Sauce per Hand gezupft. Wie sehen da die Synergien zwischen den beiden Unternehmen aus? «Wir ergänzen uns, indem wir die Versorgungsinfrastruktur sowie Einrichtungen für die Standortsicherheit gemeinsam nutzen. Zudem gibt es Möglichkeiten, von vorhandenen Lagerkapazitäten zu profitieren», so Jennifer Solf. Doch was die beiden Unternehmen am meisten verbindet, ist die Leidenschaft für das Thema Food. «Trotz unterschiedlicher Geschäftsmodelle sind wir auf der gleichen Wellenlänge und haben uns auch menschlich sofort gut verstanden.» Die Unternehmen teilen nicht nur den Standort, sondern auch die notwendigen Standards für die Nahrungsmittelherstellung – und damit vergleichbare Anforderungen an Lebensmittelsicherheit und Qualität. Auch das lässt sich in einem Food Hub ideal miteinander umsetzen.
Überrascht vom Rücklauf qualifizierter Fachkräfte
Mit dem Umzug nach Thayngen hat Gastronomics nicht nur den Standort, sondern auch den Kanton gewechselt. Für den Grossteil des Teams war klar: Wir ziehen mit! Damit entstanden 35 neue Arbeitsplätze im Kanton. Gleichzeitig wurde in Schaffhausen nach neuen Mitarbeitenden gesucht. «Wir sind positiv überrascht vom Rücklauf der Bewerbungen und konnten die ersten ausgeschriebenen Stellen bereits besetzen», sagt Theres Ulrich.

«Erfolgreiche Betriebe brauchen heute mehr als nur gutes Essen – es geht um klare Strukturen, kreative Freiräume und eine starke Unternehmskultur. Genau hier setzen wir an.»
Kulinarik aus Schaffhausen – von Food Truck bis 5-Sterne-Hotel
Im November 2024 hat Gastronomics die Flächen übernommen und letzte Anpassungen vorgenommen – etwa den Durchbruch der Zwischendecke, um den industriellen Charme der vier Meter hohen Räume freizulegen. Ab Mai 2025 liefert Gastronomics ihre unterschiedlichen Currysaucen und weiteren Köstlichkeiten direkt von Thayngen aus in die ganze Schweiz. Spitzenrestaurants, Gemeinschafts- und Systemgastronomie, Spitäler und Seniorenzentren, Bäckereien sowie Food Trucks und Hotels setzen auf ihre Qualität.
Thayngen lockt mit vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten
Wann die ersten Food-Innovationen bereit zum Degustieren sind, werden die Anwohner des «Knorri Parks» wahrscheinlich als Erste erfahren. Denn dort freut man sich schon auf den frischen Wind: «Thayngen ist sehr stark von seinem grössten Arbeitgeber Unilever geprägt. Die Idee, nach der Restrukturierung das Areal neu zu beleben und weitere vielfältige Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, unterstützen wir sehr», so der Gemeindepräsident von Thayngen, Marcel Fringer. Daniel Lötscher, Werkleiter bei Unilever, ergänzt: «Zu sehen, wie stark sich Gemeinde, Kanton und Anwohner mit dem identifizieren, freut uns enorm. Auch dass uns die Wirtschaftsförderung Schaffhausen bei der Suche nach passenden Mietern unterstützt, ist unglaublich wertvoll. So können wir die Nahrungsmittel-Kompetenz auf dem Areal zügig weiter ausbauen.»
Wirtschaftsförderung unterstützt bei Entwicklungsvorhaben
Genau wie Unilever profitieren auch andere neue und bestehende Unternehmen im Kanton von der Amtsstelle der Wirtschaftsförderung Schaffhausen. «Wer bei der Umsetzung innovativer Ideen und engagierter Entwicklungsvorhaben Unterstützung braucht, kann mit unserem tatkräftigen Einsatz rechnen», verspricht Petra Roost, Kommunikationsbeauftragte der Wirtschaftsförderung Schaffhausen.
Auch Gastronomics wurde das Ansiedeln auf ganzer Linie leicht gemacht. «Kooperative Behörden, die neue Ideen mit Offenheit und Engagement unterstützen, sind keine Selbstverständlichkeit», hebt Marc Bernet hervor. «Wir waren positiv überrascht, wie reibungslos der administrative Einstieg verlief.»
Mit dem Aufbau einer neuen Branchenstruktur, ist in Thayngen die Basis für mehr Diversifikation in der Nahrungsmittelbranche gelegt – und damit für vielfältige neue Arbeitsplätze. Schon jetzt brennt in den Showküchen des «Knorri Parks» noch lange das Licht. Bald werden hier neben den traditionsreichen Klassikern auch die Zutaten für den gesunden Menüplan von Morgen entstehen.
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