Neu in Wirtschaftskrise, negative Stimmung, fehlende Perspektiven: Der Kanton Schaffhausen steckte in den 1990er-Jahren in einer Negativspirale mit hoher Arbeitslosigkeit, Abwanderung und sinkenden Steuereinnahmen. Dank aktiver Standortpolitik nahm die Geschichte einen anderen Lauf.
In den neuen Hochhäusern auf dem ehemaligen Alusuisse-Areal in Neuhausen am Rheinfall ist Leben eingekehrt. Die Fenster sind beleuchtet, die ersten Geschäfte eingezogen und in den 7000m2 Büro- und Laborflächen wird gearbeitet. Noch vor 100 Jahren war hier ein Aluminiumwerk. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand ein Forschungszentrum für Materialtechnologie. Jahrzehnte später wuchsen dann die Pläne für neuen Wohn- und Arbeitsraum. Auch die Schaffhauser Stahlgiesserei hat einen vergleichbaren Transformationsprozess durchgemacht: Statt Schwerindustrie gibt es Wohnungen, eine Schule, Gewerbeflächen und Büros. Es werden Strategien entwickelt, Patente verwaltet und Märkte auf der ganzen Welt bearbeitet. Heute schlagen Menschen und Unternehmen wieder Wurzeln in Schaffhausen. Ende der 1990er Jahren war die Realität für Schaffhausen eine andere.
Der Strukturwandel traf den Industriekanton Schaffhausen mit voller Wucht: Innert weniger Jahre veränderte sich die Unternehmenslandschaft drastisch, und die Steuereinnahmen brachen ein. 11 Prozent aller Arbeitsplätze gingen verloren – mehr als in allen anderen Kantonen. Wer konnte, zog weg. Um das Steuer herumzureissen, lancierte der kantonale Gewerbeverband das Projekt WERS – Wirtschaftsentwicklung Region Schaffhausen. Die Industrievereinigung trug das Projekt von Anfang an mit, weitere Arbeitgeberverbände sowie Stadt und Kanton Schaffhausen unterstützten es. 150 Forderungen, erarbeitet von 150 Personen in 16 Arbeitsgruppen, dienten 1997 als Grundlage für wegweisende Entscheidungen in der Schaffhauser Politik.
Eine zentrale Massnahme war die Schaffung einer kantonalen Wirtschaftsförderungsstelle. Der Auftrag war klar und gilt bis heute: Den Wirtschaftsstandort bekannt machen, neue Firmen ansiedeln und ansässige Unternehmen bei der Erhaltung von Arbeitsplätzen unterstützen. Neben der Impulssetzung zur stetigen Verbesserung der Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons ist die Wirtschaftsförderung die zentrale Anlauf- und Informationsstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Das Ziel: wettbewerbsfähige Industrieunternehmen und KMU, global ausgerichtete Dienstleister, mehr Steuereinnahmen!
Die Firmen kamen. Mit Wunder-Baum wurde 1998 der erste Produktionsbetrieb und mit Tyco der erste US-Multinational mit einem Headquarter gegründet. Bis heute wurden über 600 weitere Ansiedlungen begleitet. Sie schufen rund 2800 neue Arbeitsplätze und dank viel zusätzlichen Steuereinnahmen Spielraum für Investitionen zugunsten der Lebensqualität.
Ränge Verbesserung der Position im Vergleich der kantonalen Wettbewerbsindikatoren (UBS 2012 bis 2021)
Arbeitsplätze geschaffen bei Ansiedlungen (VZÄ) seit 1997
Ansiedlungen begleitet im Jahr 2023
Vor allem in den Anfangszeiten haben sich einige Firmen gegen Schaffhausen entschieden, weil der Standort ihre Anforderungen nicht erfüllte. Es fehlten zentrale Büros, grosszügige Wohnflächen, eine internationale Schule und gute Verkehrsverbindungen zum Flughafen. Um dies zu ändern, wurde das «Produkt Schaffhausen» schrittweise verbessert und die Attraktivierung des Standorts mit Hilfe der Wirtschaftsförderung vorangetrieben. Dazu zählen unter anderem die internationale Schule ISSH, das ITS Industrie- und Technozentrum zur Innovations- und Technologieförderung bei KMU, das go-tec! Labor für zukünftige MINT-Fachkräfte, die Regio-S-Bahn-Verbindung zwischen Trasadingen und Thayngen, die Zentrumsentwicklung Urba(h)n beim Bahnhof Schaffhausen oder die Öffnung des SIG-Areals in Neuhausen kombiniert mit Wohnbautätigkeit um den Industrieplatz. Zentral für den Standort waren weiter die schrittweisen Senkungen der Steuern für natürliche Personen und Firmen.
Viele Vorhaben sind gelungen und umgesetzt, einige Projekte wie der Grenzüberschreitende Gewerbepark (GGP) zwischen Neuhausen und Jestetten gescheitert. Der Hochrhein-Bodensee-Express nimmt nach langer Zeit endlich Fahrt auf, während andere Themen noch in Diskussion sind: Dazu gehört ein Hochschulangebot, das auf die Bedürfnisse der Industrie zugeschnitten ist, ein Campus für Innovation und Technologie, die Aufwertung des Rheinfalls und verschiedene Ideen aus PASS.
Vor 25 Jahren wurden die Weichen gestellt: Wirtschaft und Politik spannten zusammen und begannen eine aktive Standortentwicklungspolitik mit gemeinsamen Zielsetzungen. Nach WERS kamen 2008 die Visionen für Schaffhausen und heute die Entwicklungsstrategie «next.».
Es ist spürbar, dass in unserem Kanton vieles gut läuft. Heute sind nicht nur Fenster der neuen Wohnungen in umgenutzten Fabriken beleuchtet, sondern der ganze Wirtschaftsstandort und Lebensraum glänzt in einem anderen Licht. Im interkantonalen Vergleich hat Schaffhausen eine einzigartige Entwicklung durchgemacht: Kein anderer Kanton hat sich im Vergleich der Wettbewerbsindikatoren so stark verbessert (UBS 2023). Schaffhausen ist nicht nur für internationale Firmen ein beliebter Standort geworden, sondern auch für Menschen aus der Schweiz, das zeigt der interkantonale Wanderungssaldo.
Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter Massnahmen und gemeinsamer Anstrengungen unterstützt durch eine starke Wirtschaftsförderung. Die Entwicklung ist sichtbar und spürbar – aber nicht selbstverständlich. Wie vor 25 Jahren: Wer stehen bleibt und die Entwicklungen der Zeit verkennt, verliert! Die Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, soll für alle engagierten Kräfte im Kanton Auftrag und Motivation zugleich sein. Als Wirtschaftsförderung werden wir unser Bestes dafür geben.
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